Die Schul-Werkstatt war am Schiller-Gymnasium ...
(Kira Giese, Q2) ... und ermöglicht, einen Tag lang in die Rolle der Verkehrsplaner*innen zu schlüpfen und eigene Visionen einer fahrradfreundlicheren Stadt zu entwickeln.
Am Dienstag, den 25. Oktober, durften wir von der SV und auch einige freiwillige Schüler*innen einen Schultag lang an der sogenannten Fahrrad- beziehungsweise Schul-Werkstatt teilnehmen. Insgesamt waren wir ca. 20 Teilnehmende, sowohl aus jüngeren Stufen als auch aus der Oberstufe.
Dieses Projekt ist organisiert von https://www.plane-deine-stadt.de, einer Initiative der AFGS (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte), deren Hauptaufgabe es ist, Schüler*innen den Job der Verkehrsplaner*innen attkrativ zu veranschaulichen.
Im ersten Teil der Werkstatt wurde uns eine sehr vielfältige Info-Präsentation gezeigt, welche von Barbara Terbrüggen (tätig bei der P.3 Agentur für Kommunikation und Mobilität), Christopher Vogt (Ingenieur und Verkehrsplaner beim IGS) und dem Verkehrsplaner Herrn Klaholz vorgestellt wurde.
Zuerst wurden wir darüber aufgeklärt, weshalb der Beruf der Verkehrsplaner*innen und fahrrad- und fußgängerfreundlichere Mobilitätskonzepte nötig sind: Es wurde zum Beispiel vor einem Jahr in NRW ein neues Gesetz, das FaNaG (Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz), eingeführt, welches die Mobilität der Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen besonders fördert und zum Beispiel einen Verkehrsanteil von Radfahrer*innen von 25% bis 2030 anstrebt. Vorzeigebeispiele für ein fahrradfreundliches Stadtbild sind Städte wie Kopenhagen, an denen sich neue Mobilitätskonzepte auch oft orientieren.
Außerdem ging es um den Weg zu Berufen im Bereich der Verkehrsplanung, welcher im Studium je nach Hochschule anders aussehen kann.
An manchen Universitäten soll sich ein eigenes Fach sogar bald ausschließlich auf den Radverkehr konzentrieren! Falls Sie sich näher für den Studiengang interessieren, finden Sie hier zusammengefasste Informationen.
Herr Vogt und Herr Klaholz haben uns im letzten Teil der Präsentation gezeigt, wie das Entwickeln und Umsetzen von Veränderungen im Verkehrskonzept dann in der Realität aussieht und welche Schritte durchlaufen werden.
Meist beginnt die Entwicklung eines neues Mobilitätskonzeptes mit einem Leitbild: Was ist uns besonders wichtig? Danach geht es dann um das Ausbauen der Wunschideen, die Analyse von beispielsweise Unfallanalysen, das Prüfen der Umsetzbarkeit und das Präsentieren des finalen Konzeptes - zum Beispiel bei einer Bürger*innenversammlung.
Wir Schüler*innen konnten zwischendurch und im Anschluss Fragen stellen und wurden jedoch auch selber Fragen gestellt, die wir versuchen sollten, zu beantworten: Wie teuer denken wir, sei eine neue Ampelanlage?
Von 220€ über 3.000€ bis hin zu 20.000€ haben wir alles geraten, aber wussten Sie, dass eine Ampelanlage (inklusive Montage etc.) bis zu 500.000€ kosten kann?!
Im Anschluss an die Präsentation durften wir dann in Gruppen selber tätig werden und die Arbeitsschritte eines*einer Verkehrsplaner*in am Beispiel des Weyertals durchlaufen!
Auch wir sollten mit einem Leitkonzept beginnen: Worauf soll sich unser Straßenkonzept besonders konzentrieren und warum sind gerade unsere Ideen so bedeutsam?
Wir haben in drei Gruppen gearbeitet und zusammengefasst ergab unsere Arbeit ähnliche Gesichtspunkte, die uns bei unserer Wunsch-Umgestaltung des Weyertals wichtig wären: Fußgänger*innenschutz, Fahrradfahrer*innenschutz und -förderung, Klimaschutz und Beachtung der besonderen Situation durch unsere Schule.
Diese Leitbilder haben wir uns dann gegenseitig präsentiert und Herr Klaholz hat erzählt, dass viele unserer Ideen in der Vergangenheit bereits an ihn getragen wurden und dass zum Beispiel eine Hinweistafel mit den Regeln einer Fahrradstraße, was das Weyertal ja bereits ist, in Planung sei.
Nach einer kurzen Pause wurde es dann kreativ. Markieren, einzeichnen, Lego, basteln… alles war dabei. Wir haben auf einem maßstabgetreuen Plan des Weyertals unsere Änderungsideen eingezeichnet und dann anschließend mit Lego und vielen anderen Materialien einen Wunsch-Querschnitt der Straße kreiert.
Das heißt, wir haben uns verschiedene Fragen gestellt und dementsprechend die Farben unserer Legosteine angepasst: Sollte der Bürgersteig nicht breiter sein? Könnte man die Autos dafür statt quer nicht längs parken lassen? Was ist mit Grünflächen, wollen wir mehr Bäume? Reicht uns eine Fahrradstraße oder wünschen wir uns einen Fahrradschutzstreifen? Wie kann man die Autos dazu bringen, das Tempolimit von 30 km/h einzuhalten?
Zum Energietanken haben wir in der Mittagspause Pizza für alle bestellt und eine halbe Stunde Pause gemacht!
Schlussendlich hatten wir drei unterschiedliche Entwürfe, die jedoch wie bereits die Leitbilder viele ähnliche Komponenten und Ideen enthielten. Wir fänden es zum Beispiel cool, ein paar Quer-Parkplätze von Autos zu Längs-Parkplätzen umzubauen, um somit mehr Platz für einen breiteren Bürgersteig und neue Fahrradstellplätze zu schaffen. Außerdem könnten wir uns einen weiteren Zebrastreifen vor PizzaPazza vorstellen und das Errichten von Geschwindigkeits-Smiley-Tafeln und Hinweistafeln, um die Autofahrer*innen an das Tempolimit und die anderen Rechte von Fahrradfahrer*innen zu erinnern.
Die Simulation einer Bürger*innenversammung stand als letzter Programmpunkt an. Jede Gruppe hat ihre Idee vorgestellt und die anderen Gruppen konnten dann verschiedene Rollen (Anwohner*in, Rollstuhlfahrer*in, Jugendliche, Polizei, Stadtverwaltung, …) annehmen und sowohl positiv als auch kritisch auf das Konzept reagieren. So entstanden mehrere rege Diskussionen zwischen den Planer*innen und verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen - fast wir bei einer echten Bürger*innenversammlung!
Alles in allem war die Schul-Werkstatt ein sehr cooles und kreatives Projekt, was uns ermöglicht hat, unsere eigenen Ideen zu entwickeln und auszubauen, mal in die Berufsrolle der Verkehrsplaner*innen zu schlüpfen und außerdem auch mit genau solchen zu sprechen und sich auszutauschen. Möglichkeiten, die man nicht jeden Tag hat!
Wir wollen uns ganz herzlich bei Frau Terbrüggen, Herrn Vogt und Herrn Klaholz für ihre Zeit und das Durchführen dieses Projektes bedanken! Außerdem auch vielen Dank an die SV-Lehrer*innen, die den Kontakt wiederhergestellt haben und uns den Tag über unterstützt haben!