Schiller-Kinder an der Uni

(WOL) Das Institut der Biologiedidaktik der Universität zu Köln hat die jüngsten der neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler unserer Schule im Rahmen des sogenannten MINTegrations-Projektes Ende Februar in ihre Räumlichkeiten geladen, um sich gemeinsam mit Studierenden der Wasserreinigung zu widmen.

Komplexe biologische Prozesse so zu erklären, dass sie auch von Deutsch-Lernenden verstanden und selbst durchgeführt werden können, stand dabei im Fokus dieser Kooperation zwischen der Uni Köln und dem Schiller-Gymnasium.

Auf den ersten Blick scheint es ein waghalsiges Unterfangen zu sein, elf bis dreizehnjährigen Kindern verschiedene wissenschaftliche Methoden der Wasserreinigung nahezubringen; vor allem wenn sie erst seit höchstens zwei Jahren in Deutschland leben und erst seitdem die deutsche Sprache lernen. Doch genau dieser Herausforderung stellten sich dreizehn Studierende unter der Leitung von Frau Hollmann, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut der Biologie und ihrer Didaktik – und dies mit vollem Erfolg!

Die Studierenden beschäftigten sich im Zuge eines Seminars mit der Frage, wie Kindern mit Deutsch als Zweitsprache wesentliche Inhalte ihres Fachgebietes vermittelt werden können, sodass diese selbst praktische Versuche in den Laboren der Fakultät durchführen können. Dabei ging es nicht nur um die reine Wissensvermittlung; auch die Sicherheit im Umgang mit chemischen Stoffen und wissenschaftlichen Gerätschaften musste garantiert werden. Wie aber mache ich einem Kind, das erst seit rund zwei Jahren Deutsch lernt, klar, wie es mit mitunter gesundheitsgefährdenden Stoffen umzugehen hat, geschweige denn wie der Versuchsaufbau eines Schichtfilters funktioniert?

Damit dieses Projekt am Ende so erfolgreich durchgeführt werden konnte, wie auf dem Foto zu sehen ist, bedurfte es einer außergewöhnlichen Vorbereitung: Die Studierenden hospitierten einen Schultag lang in der VK1, um Sprachprofilanalysen der Kinder anzufertigen. Nachdem die Ergebnisse ausgewertet waren, galt es das Vorhaben entsprechend der Sprachstände der Kinder Wirklichkeit werden zu lassen. Auf Fachbegriffe und zu abstrakte Wörter musste beim Formulieren notwendiger Textgrundlagen nach Möglichkeit verzichtet werden; Bilder, Symbole, Videos und nicht zuletzt praktische Vorführungen erklärten das, was nicht in einfache Worte zu fassen war. Unter dem wachsamen Auge der Studierenden konnten die Kinder letztendlich drei Methoden der Wasserreinigung kennenlernen und selbst durchführen. Die Studierenden haben dabei hervorragende Arbeit geleistet; allerdings war die gelungene Durchführung dieses Projektes sicher auch ein gutes Stück weit Ergebnis der Arbeit des VK-Teams an unserer Schule, das sich seit rund zwei Jahren tagtäglich für die Integration der neu zugewanderten Kinder einsetzt.

Das MINTegrations-Projekt, welches unter der Schirmherrschaft des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache Kindern den Zugang zu mathematischen, informationstechnischen, naturwissenschaftlichen und technischen Inhalten ermöglichen will, bietet somit angehenden Lehrkräften und deutschlernenden Schülerinnen und Schülern gleichermaßen die Gelegenheit voneinander zu lernen.

Im laufenden Schuljahr werden noch zwei weitere Kooperationen stattfinden: Im Juni geht es zum Departement für Chemie, wo die Kinder sich unter anderem mit Säure-Base-Indikatoren und einer Geheimschrift mit Iod und Stärke auseinandersetzen werden. Im Juli ist dann noch einmal die Biologie mit einer Einheit zu Beeren im Schulgarten der Universität an der Reihe – und mit Sicherheit werden auch die folgenden Projekte wieder so lehrreich und kurzweilig für alle Beteiligten, wie sie es auch bisher waren!

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